Vorbereitungstreffen mit krebskranken ukrainischen Kindern und deren Eltern in der St. Katarinen Kirche in Kiew - Sonnabend, den 23. 05. 2015 – am Tag vor Pfingsten.
Während des Vorbereitungstreffens wurden wir von einem Ukrainischen Fehrnsehsender besucht, der über unser Treffen berichtete. Einen Link zum Video und eine deutsche Übersetzng finden sie hier
Die Erschöpfung sieht man den Eltern an, ihre Sorge um ihre Kinder und ihre Angst vor Rückkehr der Krankheit und ihre Fragen: werden unsere Kinder überleben und in Frieden leben?
Die Sorge um das Überleben ihrer Kinder haben die Eltern während der Krankheit und Behandlung in der Klinik als sie nach der erforderlichen Medizin suchen und die nötige Medizin finden mussten. Denn leider ist die Medizin oft nicht oder nicht in ausreichender Menge erhältlich oder sie ist in der Ukraine nicht zugelassen. Aber ohne diese spezielle Medizin kann kein Arzt ihr Kind heilen..
Ihre Kinder werden zumeist in 100 – 500 km vom Wohnort entfernten Kliniken behandelt. Ein Elternteil ist dann mehrere Monate bei dem kranken Kind in der Klinik. Wegen Platzmangel oder weil es schon immer so war, müssen die Eltern mit im Bett ihres Kindes schlafen und dann in den für sie fremden Städten alles besorgen wie Medizin, Lebensmittel oder was sonst gebraucht wird.
Väter versuchen nach Moskau oder Warschau zu fahren, um dort die Medizin zu kaufen, die es in der Ukraine nicht gibt. Ins EU-Ausland können sie nur mit Visum reisen.
Oft erreicht mich ein Anruf oder eine Mail mit der Bitte um die nötige Medizin, die es entweder nicht in der Ukraine gibt oder die die Familien nicht bezahlen können. Natürlich vergewissere ich mich, ob dies zutrifft. Wenn ausreichend Spendengelder vorhanden sind, kann ich die Medizin kaufen und finde Wege, sie schnell zu der Klinik zu bringen, wo ein Kind und die Ärzte auf die Medizin warten.
Diese von Angst geplagten Eltern erhoffen sich für ihre Kinder bei uns eine „Überlebens-Hilfe“.
Die bei uns in Deutschland obligatorische Anschlussheilbehandlung nach Krebsbehandlung mit Chemo- und Strahlentherapie gibt es in der Ukraine nicht. Die Familien verschulden sich durch die teuren Behandlungskosten, die sie selbst bezahlen müssen, denn in der Ukraine gibt es keine Krankenversicherung. Einen speziellen Erholungsaufenthalt zur Rehabilitation für Kinder nach ihrer Krebsbehandlung können sich solche Eltern für ihre Kinder nicht leisten. Dieser ist jedoch zur Überwindung der Folgen von Chemotherapie so wichtig!
Foto(Links): http://www.katharina.kiev.ua Deutsche Ev. Lutherische St. Katharinenkirche in Kiew
Foto(Rechts): http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Evangelisch-Lutherische_Gemeinde_in_Kiew
Dank der Deutschen Lutherischen Kirchengemeinde Kiew können wir uns in einem geschützten Raum in der dortigen St. Katharinen Kirche zur Vorbereitung der Reise nach Neumünster treffen.
Dort haben wir die Chance, zu Kindern und Eltern einen vertrauensvollen Kontakt auf zunehmen. Die Eltern können uns und die ukrainischen Begleiter/innen sehen, ihre Fragen stellen und ein Gespür dafür bekommen, wem sie für vier Wochen ihre Kinder anvertrauen. Sie führen die Gespräche mit der begleitenden Ärztin, der sie die Dokumente aus den Kliniken übergeben und mit der sie gesundheitliche Besonderheiten ihrer Kinder ansprechen können. Sie sprechen mit den Krankenschwestern, mit meinem Mann und mir mit Hilfe der Dolmetscherinnen, die als pädagogische Begleiterinnen und Lehrerinnen in unserer Sommerschule mitreisen.
Meine Vizepräsidentinnen unserer ukrainischen Hilfsorganisation organisieren alle Visa-Antrags-Formalitäten. Deshalb übergeben die Eltern ihnen die Pässe der Kinder und alle sonstigen notariell bestätigten Unterlagen, die für die Bearbeitung durch die Deutsche Botschaft nötig sind, um Visa zur Einreise nach Deutschland erteilen zu können.
Nach der nächtlichen Anreise gibt es für alle in der Kirche ein Frühstücksbuffet, wo wir sie mit Nahrung und Anteilnahme versorgen – auch mit Lunchpaketen für die Heimreise – die dann erneut mit den Nachtzügen erfolgt.
Die Eltern und Kinder reisen zum Vorbereitungstreffen aus allen Teilen der großen Ukraine nach Kiew, um uns und unser Hilfeangebot kennen zu lernen und vertrauen uns ihre Kinder an. Eine große Verantwortung, die wir hierbei übernehmen. Dank der Mitwirkung so vieler Menschen aus Neumünster und Umland bekommen die Kinder bei uns die von den Eltern erhoffte Hilfe und gedeihen.
Nach kurzer Zeit sind sie bekleidet mit den Kleiderspenden, zu denen wir aufrufen. Sie entwickeln wieder ihre körperlichen Kräfte wie auch ihr Selbstvertrauen zurück und hoffen auf eine Zukunft.
Eberhardine Seelig